
Dunkel der Nacht. 20122010
Menschen waren mir schon immer suspekt, denke ich mir und während ich etwas verzweifelt umherblicke, erkenne ich dein Gesicht in dieser Menge. Du winkst mir zu, und ich stolpere dir entgegen, remple den einen und die andere an, nur um so schnell wie möglich bei dir zu sein. Du nippst an deinem Strohhalm, nimmst einen tiefen Schluck deines alkoholhältigen Getränks und fällst mir um die Schulter. Es ist schön dich zu sehen, und schön langsam erhellt sich auch meine Stimmung etwas, doch du stellst das Getränk zur Seite und ziehst mich langsam aus der Menge wieder hinaus.
„Wir müssen hier weg.“, meinst du und packst meine Hand und wir beide verlassen den Platz so schnell, wie ich gerade gekommen bin. Verlassen die gewohnten Wege und wagen uns hinaus, in das Dunkel der Nacht. Spüren die Kälte des Windes, und orientieren uns an den Straßenlaternen, die die letzten sein würden, die uns für diesen einen Abend Licht schenken werden. Deine Hand ist warm, und meine zittert etwas, weil ich nicht weiß wohin und vor allem warum. Doch du willst es mir nicht sagen, aber deine Augen, die zuvor noch so wunderbar leuchteten, schimmern jetzt im Lichte der Laternen. Du weinst und ich habe keine Zeit und wohl auch keine Ahnung, wie ich dir helfen kann. Folge dir blind, nur um dir in diesem Moment so nahe wie möglich zu sein.
Wir biegen in eine unbekannte Straße ab, das Dunkel der Nacht hüllt uns endgültig ein und wir stolpern und wanken ganz hektisch und langsam durch unser neues Terrain. Deine Hand klammert sich an die meine und ich spüre dieses Unbehagen, deine Angst und am Liebsten würde ich dich an mich drücken, würde dir den Halt geben, denn du gerade so sehr brauchen könntest, doch ich kann nicht. Nichts ist wie es war, und die Stille, nur das Atmen unserer beiden Lungen, und ein paar quietschende Reifen in der Ferne tanzen fröhlich um uns herum. Was ist denn los, möchte ich fragen, doch bleibt mir keine Zeit dazu. Den kleinen Hügel ziehst du mich hoch und ungewohnten Schrittes folge ich dir hinauf bis du dich schließlich niederlässt. Dich setzt und mir den Platz neben dir anbietest. Es ist schön hier.
Und im Dunkel der Nacht legst du deinen Kopf auf meine Schulter und beginnst bitterlich zu weinen und ich lege meine Hand um dich und will gar nicht wissen, was geschehen ist. Will dich nicht belasten, dich durchlöchern, mit Fragen, die niemand hören will und mit Antworten, die niemand auszusprechen bereit ist. Will nicht mit Floskeln werfen wie „Das wird schon wieder“, oder „Ist schon gut.“. Und du schluchzt und ich zittere, und gemeinsam blicken wir hinaus in den Horizont, verdunkelt und doch hell erleuchtet. Und schweigen uns an, als wäre alles schon gesagt.
