„Du-uh?“
– „Mhm.“
„Du-uh? Weißt du eigentlich, wo wir hinmüssen?“
Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung. Es ist Nacht, nein, Morgen. Es ist beunruhigend still hier und im Grunde genommen ist das auch nicht meine Stadt. Aber jetzt den Unwissenden spielen? Nein.
– „Mhm. Natürlich. Siehst du? Da hinten.“
Ich deute etwas unverständlich in die vor uns liegende Gegend. Hie und da huscht das Auto eines notorischen Frühaufstehers oder eines betrunkenen Zu-Bett-Gehers an uns vorbei und meine Fußsohlen beginnen schön langsam zu brennen. Ich scheine sie mit meinem Versuch, den vollen Durchblick vorzutäuschen, etwas beruhigt zu haben. Und während wir uns merklich langsam und immer wieder anhaltend fortbewegen, legt sie ihren Kopf an meinen Arm, umklammert ihn, und schließt für einen kurzen Moment auch ihre Augen.
„Es war schön, heut‘ Nacht.“
– „Mhm.“
Es ist heiß. Der Asphalt glüht noch und die gerade aufgehende Sonne übt weiter ihre bekannte Wärme aus. Wir wanken immer noch voran, als ich plötzlich ein mir bekanntes Gebäude entdecke. Erleichtert atme ich durch, und auch sie scheint es bemerkt zu haben. Sie lässt ihre feste Umklammerung los und stellt sich vor mich. Ein Kuss. Eine Überraschung.
„Danke fürs Nachhausebringen.“
– „Kei-… keine Ursache.“
Irgendeine Glocke schlägt hier gerade ganze sechs Mal. Sie nimmt meine Hand, zieht mich mit. Ihr müder Blick ist verschwunden, wir gehen zu meinem Auto, mit dem wir heute hierhergekommen sind. Verzweifelt suche ich in meinen Taschen, sperre das Auto auf. Wir legen Fahrer- und Beifahrersitz um, heute schlafen wir nämlich ganz bequem in diesem Fahrzeug. Ich reiche ihr einen Polster, stopfe meinen eigenen unter meinen Kopf. Und irgendwie liegen wir beide in diesem Auto, direkt gegenüber, blicken uns an und denken irgendwie gar nicht ans Einschlafen. Sie sucht nach meiner Hand und als sie sie endlich erwischt, hält sie sich fest. Ich erwidere ihre Suche nach Nähe. Wir sehen uns an. Ich beuge mich nach vorne, küsse sie, lege meinen Kopf wieder auf meinen Polster. Und während ihre Augen schön langsam wieder müde werden, sehe ich sie unentwegt an. Das. Jetzt. Hier. Der Moment. Ihre Hand. ‚Schlaf gut.“, denk ich mir. An Schlafen ist in meinem Kopf nicht zu denken.
Flickr: dcbprime
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